Acacia Camp – Ein Landwirtschaftsprojekt für Selbstbestimmung
Eines der Hauptziele der WeCare-Association ist es, die Abwanderung der Massai in die Slums von Nairobi zu verhindern. Damit sie in ihrem Stammesgebiet bleiben können, brauchen sie gesicherte Lebensgrundlagen – der Bau eines Bohrlochs war ein erster Schritt, doch langfristig braucht es mehr: Bildung, Perspektiven und wirtschaftliche Selbstständigkeit.
Die Idee einer Massai-Farm basiert auf dem traditionellen Wissen der Massai als Hirten. Neben der Viehzucht wurden auch Ackerbau und Milchwirtschaft in das Projekt integriert. Ein Student der Universität Bologna begleitete die Umsetzung im Rahmen seiner Dissertation.
Projektstart und Aufbau
Die Massai stellten 18 Hektar Land für das Projekt zur Verfügung. Im Dezember 2016 wurden Bodenproben genommen und in Bologna analysiert, um geeignete Maissorten zu bestimmen. Am 20. Juli 2017 begannen die Arbeiten vor Ort: Zehn Männer rodeten das Gelände, später unterstützte ein Bagger die Arbeit. Innerhalb weniger Tage begann der Bau von Stall und Wächterhütte sowie das Einzäunen des Terrains.
Der Andrang war groß: 43 Männer wollten mitarbeiten, nur zehn konnten fest angestellt werden.
Milchwirtschaft & Aloe Vera
Am 20. August 2017 wurden 500 Aloe Vera Stauden gepflanzt – mit dem Ziel, später Pflegeprodukte herzustellen. Kurz darauf kaufte Projektleiter Giorgio Girella 20 Holstein-Milchkühe, zwei davon trächtig, auf der traditionsreichen Gogar Farm im Rift Valley. Am 8. September kamen sie im Acacia Camp an – am selben Tag wurden sie das erste Mal gemolken: 40 Liter frische Milch, verkauft in Kajiado für rund 70 Rappen pro Liter.
Der Verkauf finanzierte die Löhne der sieben Farmarbeiter. Bereits am nächsten Tag standen viele Menschen mit Plastikbehältern vor dem Stall – die Milch wurde direkt ab Hof gekauft.
Wachstum & Herausforderungen
Im Herbst 2017 wurde erstmals Gemüse ausgesät. Die Milchproduktion stieg, die Nachfrage ebenfalls – auch Menschen aus benachbarten Dörfern kamen zum Einkaufen. Im November wurde das erste Kalb geboren, ein weiteres folgte im März 2018. Trotz Rückschlägen (eine Kuh fiel Hyänen zum Opfer, zwei starben an Krankheit) hat sich die Farm etabliert.
Heute produzieren die 17 verbliebenen Kühe 15 bis 20 Liter Milch pro Tag. Zehn Männer verdienen auf der Farm ihr Gehalt, der Hühnerstall sichert drei jungen Frauen regelmäßige Arbeit – sie wurden mit 100 Hühnern und später 50 Küken ausgestattet. Seit Februar 2018 werden auch Eier verkauft.
Vier Treibhäuser für Gemüse wurden errichtet. Tomaten, Mais und anderes Gemüse wachsen heute auf dem Gelände.
Ein Ort der Hoffnung
Im Juli 2018 besuchte das Team der WeCare-Association das Camp: Menschen aus der Umgebung standen morgens und abends in langen Schlangen, um frische Milch zu kaufen. Die Freude war groß – über das, was mit gemeinsamer Kraft entstanden ist.
Die Kosten für das Acacia Camps beliefen sich auf insgesamt 92 904 CHF.